Eine Erfolgsgeschichte! Eine Erfolgsgeschichte?
Die ersten 30 Jahre meines Lebens lesen sich wie eine klassische Erfolgs- und Aufstiegsgeschichte. Nachdem ich 1987 das Gymnasium in Hamburg als Jahrgangsbester verlassen hatte, wurde mein Denken und Handeln zunehmend von elitären Institutionen geprägt, die für Höchstleistung stehen und diese einfordern. Ich studierte Management und Organisation an der Universität St. Gallen, wurde in die Studienstiftung des deutschen Volkes aufgenommen und kam in Kontakt mit McKinsey, wo ich als Praktikant, Diplomand und schließlich als Berater arbeitete.
Mein Leben fand auf der Überholspur statt, ich konnte aus allem einen Wettbewerb machen und der äußere Erfolg schien mit recht zu geben. Mit 28 Jahren schreib ich einen Management-Bestseller zum Wissensmanagement, mit 30 Jahren promovierte ich summa cum laude, gewann einen Forschungspreis und legte mir einen gediegenen Weinkeller zu …
Krise und Zusammenbruch
Doch ich war unglücklich und mein Erfolg die Droge, mit der ich diese unangenehme Tatsache zu verdrängen suchte. Nur wenige Monate nach meinem Eintritt ins Hamburger Office von McKinsey, traf mich die Sinnkrise mit voller Wucht und ich begann vor meinem Laptop in Depressionen zu versinken. Ich kündigte und es wurde noch schlimmer. Heute weiß ich, dass hier mein neues Leben begann.
Die Krise ließ mich zentrale Fragen meines Lebens neu stellen. „Was und wer inspiriert mich?“, „Was macht mich wirklich glücklich?“, „Was treibt mich an?“, „Welchen Themen möchte ich meine Tatkraft schenken?“
Meditation und Achtsamkeitspraxis
Diese Fragen führten mich 1999 nach einigen Suchbewegungen in ein buddhistisches Kloster, wo ich die Achtsamkeits- und Meditationspraxis kennenlernte und vertiefte. Es fühlte sich wie eine Neugeburt an, alte Gewissheiten stürzten in sich zusammen. Ich verstand unmittelbar, wie sehr mich meine bisherige (ökonomische) Sozialisation und die damit einhergehenden Glaubenssätze daran gehindert hatten, glücklich zu leben. Immer schien etwas zu fehlen, nie war es genug, nie war ich genug. Dank der Achtsamkeitspraxis begann ich, mich wieder an kleinen Dinge zu erfreuen und fand zurück zu einer frischen Wahrnehmung von Menschen, Natur und den vielen kleinen Alltagsdingen. Etwas in mir schien aufzuwachen.
Neuer Kompass und frischer Blick
Die Praxis der Achtsamkeit veränderte meine Art zu denken, zu sprechen, zu entscheiden und zu führen. Sie verschaffte mir einen klaren Blick auf ethische Zusammenhänge und schenkte mir für meine Entscheidungen einen Kompass. Und ich begann schrittweise diesen abenteuerlichen Weg zu gehen. Weitere Fragen wurden bedeutend: „Wie funktioniert mein Geist?“, „Welches Verhalten schafft Freude, welches Leiden?“, „Wie habe ich mich selbst in die Krise geführt?“ und „Wer bin ich und wer will ich sein.“ Diese Fragen leiteten einen tiefgreifenden Selbsterkenntnisprozess ein, der mein Leben in vielen Bereichen radikal veränderte. Seither habe ich zwei Jahre im Kloster und Meditationszentrum Plumvillage verbracht, davon 18 Monate am Stück.
Verstehen und Transformieren
Warum habe ich so weit ausgeholt? Weil meine heutige Arbeit ohne diese biografischen Stationen nicht möglich wäre. Der achtsame und gesammelte Blick in das eigene Leiden führt zu Verstehen und Heilung.
Heute teile ich meine Erfahrungen in Form von Vorträgen, Seminaren, Retreats, in der Einzelbegleitung und über Bücher und andere Veröffentlichungen. Wirtschaftliche und organisatorische Themen bilden dabei weiterhin den Schwerpunkt meiner Aktivitäten. Ich möchte dazu beitragen, dass Menschen in allen Bereichen unsere Wirtschaft aufwachen und Alternativen zu den scheinbaren ökonomischen und organisatorischen Normalitäten erkennen. Und beginnen, diese Erkenntnisse in ihrem eigenen Leben umzusetzen.
Seit 2001 beschäftigt mich nun die Frage, was Achtsamkeit und die buddhistische Weisheitslehre unserer Wirtschaft anzubieten haben. Und ich kann freudig ausrufen: „Erstaunlich viel!“ Es ist eine große Freude zu sehen, dass es überall in der Wirtschaft und in anderen Organisationen Menschen gibt, die eine freudvollere, sinnvollere, menschlichere und heilsamere Wirtschaft schaffen (wollen). Diese Menschen und ihre Unternehmen und Organisationen unterstütze ich in ihrer individuellen und kollektiven Entwicklung.